Was ist ein ETF?
ETF ist die Abkürzung für Exchange-Traded Fund und heißt übersetzt im Prinzip börsengehandelter Fond (Quelle:wikipedia). Wie jeder Investmentfond kann ein ETF z.B. in Aktien oder Anleihen investiert sein. Im Gegensatz zu normalen Fonds werden ETFs jedoch meistens passiv verwaltet. Das bedeutet, dass es keinen Fond-Manager gibt, der regelmäßig die Fond-Zusammensetzung ändert (und natürlich dafür bezahlt werden möchte). Statt dessen versucht ein ETF meist einen bestimmten Index nachzubilden oder eine bestimmte Strategie umzusetzen. Der iShares Dax beispielsweise bildet den DAX nach. Dazu wird das Fondvermögen genutzt um genau die Aktien zu kaufen, die im DAX vertreten sind, und zwar genau mit derselben Gewichtung. Möchte man also in den DAX investieren, kann man alle Einzelaktien direkt erwerben oder den ETF kaufen.
Das Diagramm zeigt die Kursentwicklung des Dax im Vergleich mit dem ETF iShares DAX. Man erkennt gut, dass mit den Jahren eine Abweichung auftritt: Der ETF hat einen leicht geringeren Wert als der Index. Das liegt daran, dass jeder Fond Kosten verursacht (z.B. Kauf und Verwahrung der Aktien bei der Fondsgesellschaft). Deshalb wird dem Fond jedes Jahr eine Verwaltungsgebühr (TER) entnommen. Beim iShares DAX beträgt diese zur Zeit 0,16 % pro Jahr (Stand 01.02.2016) und fällt damit sehr gering aus. Aktiv gemanagte Fonds haben für gewöhnlich TERs im Bereich von 5 bis 10 %!
Warum sind ETFs nun so interessant?
Als Kleinanleger hat man das Problem, dass man regelmäßig relativ geringe Summen ansparen will. Da jeder Kauf und Verkauf Kosten verursacht (>5 €) ist es meist nur sinnvoll Käufe ab 1.000 € zu tätigen (rund 0,5 – 1 % Kosten). Möchte man also direkt Aktien kaufen, muss man sich alle paar Monate für eine Aktie entscheiden, die man kaufen möchte. Entscheidet man sich für die falsche, können kurzfristig hohe Verluste entstehen. Man kann das Risiko deutlich reduzieren, wenn man das anzulegende Geld auf mehrere Einzel-Aktien verteilt (Stichwort Diversifikation). Dazu sind Fonds, und aus oben genannten Gründe speziell ETFs, besonders gut geeignet.
Dividenden-ETFs – die Ausschüttung zählt!
ETFs lassen sich in zwei Gruppen einteilen: ausschüttend und thesaurierend. Letztere verwenden Erträge, die die enthaltenen Aktien und Anleihen generieren um davon neue Anteile zu kaufen. Es erhöht sich also einfach das Fondsvermögen und damit der Wert eines Anteils. Ausschüttende ETFs legen Erträge nicht wieder an, sondern zahlen sie in regelmäßigen Abständen an die Besitzer der Anteile aus. Wenn man also diese Ausschüttung selbst dazu verwendet wieder Anteile von dem ETF zu kaufen, erhält man das selbe Resultat wie bei dem thesaurierenden ETF (unter Vernachlässigung von Transaktions-Gebühren).
Benutzt man einen thesaurierenden ETF zum Ansparen (z.B. für die Altersvorsorge), so ist das Ziel, dass die Anteile, die man jetzt kauft, sich in der Zukunft mit Gewinn wieder verkaufen lassen. Schauen wir uns nocheinmal den DAX an:
Wie man erkennt ist der DAX durch Höhen und Tiefen gekennzeichnet. Hätte man beispielsweise sein Geld 1993 investiert und einen DAX-ETF gekauft und ihn 2000 wieder verkauft, hätte man 500% Gewinn in 7 Jahren machen können, was einer Rendite von 26 % p.a. entspricht. Jedoch weiß man sowas immer erst hinterher. Hätte man den Zeitpunkt verpasst und erst 2012 verkauft, hätte man den selben Gewinn von 500 % gemacht, jedoch nur eine Rendite von “nur” 9 %. Der Versuch den richtigen Zeitpunkt zum Kauf oder Verkauf zu treffen wird im Zweifelsfall immer schief gehen.
Die Rendite R berechnet sich aus dem Kaufkurs KK, dem Verkaufskurs VK und der Haltedauer D:
R = ( VK / KK ) ^ ( 1 / D ) – 1
Jemand, der z.B. für das Alter sparen möchte hat eine ganz andere Situation: Er hat jeden Monat einen Betrag x, den er investieren möchte, unabhängig davon ob nun gerade ein guter oder schlechter Zeitpunkt ist um Anteile zu kaufen. Hier könnte ihm der sogenannte Cost-Average-Effekt helfen (was kontrovers diskutiert wird). Durch das regelmäßige Kaufen mitteln sich sehr ungünstige Kaufkurse mit günstigen, so dass sich das Risiko verkleinert. Irgendwann, wenn er sich zur Ruhe setzen möchte, muss er monatlich Anteile verkaufen, um davon zu leben, unabhängig ob nun ein guter oder schlechter Zeitpunkt ist zu verkaufen. Er kann sich helfen und alle Anteile vor seinem Ruhestand zu einem Zeitpunkt verkaufen, an dem der Kurs besonders günstig steht. Auch hier bleibt das Risiko, dass der Kurs noch weiter steigt und man so auf Gewinne verzichtet. Wir sehen, das ganze ist keine triviale Angelegenheit.
Ich empfehle einfach mal verschiedene Sparszenarien z.B. mit dem ETF iShares DAX zu simulieren, um ein Gefühl für die Renditemöglichkeiten zu bekommen. Ich kann hier ein Tool der Seite fondsweb.de empfehlen. Im Mittel lassen sich mit ETF-Sparplänen durchaus Renditen mit 5 – 8 % erzielen, wenn man nicht zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt verkauft. Jedoch kennt man die Rendite erst am Ende, wenn man verkauft hat.
Unter Verwendung von Dividenden-ETFs lässt sich nun eine besondere Strategie verfolgen, die versucht das Risiko klein zu halten und eine gute Rendite zu erzielen:
Eine Dividenden-ETF-Strategie
Die Kernidee ist es, in ETFs zu investieren, die eine möglichst hohe Ausschüttungsrendite haben. Das besondere ist nun, dass die Ausschüttungsrendite (AR) ausschließlich von den Ausschüttungen pro Jahr (A) und dem Kaufkurs (KK) bestimmt wird:
AR = A / KK
Das heißt, wenn ein ETF eine konstante Ausschüttungshöhe über viele Jahre hat, man also davon ausgehen kann, dass
er auch in Zukunft diese Ausschüttungshöhe hat, dann kennt man bereits beim Kauf die Ausschüttungsrendite. Schauen wir uns zum Beispiel den ETF Deka DAXplus® Maximum Dividend an:
Ausschüttungen in 2010: 4,63 €
Ausschüttungen in 2011: 5,91 €
Ausschüttungen in 2012: 5,92 €
Ausschüttungen in 2013: 5,50 €
Ausschüttungen in 2014: 6,27 €
Ausschüttungen in 2015: 5,09 €
Dieser ETF hat in den Jahren 2010 bis 2015 stetig Beträge auf ähnlich hohem Niveau ausgeschüttet. Nehmen wir also an, dass in 2016 die Summe der Ausschüttungen erneut mindestens 5,00 € beträgt. Würden wir zum bisher absolut höchsten Kurs, Anfang 2015, zu 102,76 € gekauft haben kämen wir auf eine Ausschüttungsrendite (absolut) von 5,00 € / 102,76 € = 4,87 %. Hätten wir zum bisher absolut günstigsten Kurs (59,4 €) gekauft, kämen wir sogar auf 5,00 € / 59,4 € = 8,42 % Ausschüttungsrendite!
Das wichtige ist nun, dass die Ausschüttungsrendite per annum gilt. Das heißt, dass wenn wir für 100 € zu 59,4 € KK den ETF gekauft hätten und eine konstante Ausschüttungsrendite annehmen, dann würden wir jedes Jahr 8,42 € ausgezahlt bekommen!
Die Gesamtrendite R errechnet sich nun aus der Summe aller Ausschüttungen SaA, dem Kaufkurs KK, dem Verkaufskurs VK und der Haltedauer D:
R = [ ( SaA + VK ) / KK ] ^ ( 1 / D ) – 1
Diese Formel gilt nur, wenn wir die Ausschüttungen nicht wieder anlegen würden. Sie zeigt jedoch, dass sich die Rendite vermindert, wenn der Verkaufskurs unter dem Kaufkurs liegt. Gleichzeitig erhalten wir quasi eine Bonusrendite, wenn der Kurs gestiegen ist. Da Kursschwankungen (wie oben diskutiert) aber nur schwer vorherzusagen sind, wollen wir mit unserer Strategie versuchen Kursschwankungen möglichst zu minimieren und dabei die Ausschüttungsrendite zu maximieren. Dazu nutzen wir den Umstand, dass es mittlerweile eine große Anzahl an Dividenden-ETFs gibt, die in eine Vielzahl an unterschiedlichen Anlagearten und Ländern investiert sind. Wir nutzen also die Diversifikation, um das Risiko zu minimieren.
Wie sieht eine mögliche Dividenden-ETF-Strategie nun im Detail aus?
- Wir investieren in ETFs, die eine möglichst stabile und hohe Ausschüttungsrendite haben.
- Dabei achten wir besonders auf Diversifikation, vermeiden also “Klumpenbildung”.
- Wir tauschen nur dann einen ETF gegen einen anderen aus, wenn die Ausschüttungsrendite deutlich unter den Durchschnitt gefallen ist UND wenn der Kurs oberhalb des Kaufkurses liegt!
Punkt 1 führt dazu, dass wir ein Depot haben, was uns regelmäßig eine stabile und hohe Ausschüttung bringt. Punkt 2 sorgt nicht nur für eine Verminderung des Risikos sondern führt durch die unterschiedlichen Ausschüttungs-Termine und -Intervalle der ETFs dazu, dass wir im besten Falle nicht eine große Ausschüttung im Jahr sondern 12 monatliche haben. Punkt 3 sorgt dafür, dass wir nicht in Panik verfallen, wenn die Kurse mal fallen sollten, und vermeidet somit Verluste.
Die Auswahl eines ETFs nach seiner aktuellen Ausschüttungsrendite hat noch einen weiteren Vorteil: Wenn die Kurse niedrig sind, ist die Ausschüttungsrendite hoch. Wenn die Kurse gerade besonders hoch sind, so ist die Ausschüttungsrendite niedrig. Das heißt, dass unsere Strategie uns automatisch die ETFs kaufen lässt, die mit guter Wahrscheinlichkeit sogar im Kurs steigen werden!
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